Jeder ist einzigartig

Katy freut sich über ihre Drei. Leo, der Jüngste, wird heute sechs. Nun ist er auch ein Schulkind und feiert mit seinen Freunden den Geburtstag. Sie beobachtet ihn und erinnert sich an seine vielen „langsamen“ Schritte. Leo ist der Langsame von den drei Kindern. Spät hat er laufen und sprechen gelernt. Ist bedächtig und hat oft die Ruhe weg.

Maja, die Mittlere, die Fürsorgliche und Kreative, nimmt schnell die Dinge in die Hand. Sie weiß sich selbst gut zu helfen. Sie kann andere gut antreiben, aber auch unterstützen und zur Seite stehen. Sie hat viele Ideen und ist auch beim heutigen Geburtstag wieder die Spielführerin, die Anleiterin. Luca, der Älteste, ist der Intellektuelle. Ruhig und besonnen war er immer. Er ist gerne für sich alleine. Oft werden ihm die quirligen Familienmitglieder zu viel.

So unterschiedlich sind die Kinder. Katy hätte sich das nie vorstellen können. „Ich glaube, die Kinder wurden im Krankenhaus vertauscht” – das hatte vor vielen Jahren einmal Katys Freundin von ihren beiden Mädchen gesagt. Sie selbst hatte damals noch keine Kinder. Sie beobachtete die Geschehnisse in der Familie der Freundin stets aufmerksam. Deshalb hatte Katy es früh geschafft, die Einzigartigkeit jedes ihrer Kinder anzunehmen. Alle drei verhalten sich unterschiedlich und brauchen Verschiedenes. Darin sind sich Katy und ihr Mann einig. Und wenn sie heute das „Ergebnis” betrachtet, dann sieht sie, dass sie wohl mit dieser Akzeptanz der Unterschiedlichkeiten und ihren positiven Verhaltensweisen die Kinder positiv gefördert hat. Drei Kinder – drei Persönlichkeiten, auf die Katy richtig stolz ist.


Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht in Westdeutsche Zeitung, WZ, Kolumne: Beziehungen am Samstag 27. Februar 2010