Führen und Leiten

Führungskräfte brauchen Führungseigenschaften. Und davon gibt es ein breites Spektrum. Der eine Chef zum Beispiel macht häufig Druck, kontrolliert viel und strikt, führt Schwächen-Debatten, drängt auf Leistung, steigende Zahlen und Umsätze, straft unter Umständen die Mitarbeiter ab, klagt Fehler an. Informationen gibt er kaum bis gar nicht. Entscheidungen trifft er alleine oder auf der Chefetage und ordnet diese den Mitarbeitern an, ohne sie zu erläutern – hierbei sprechen wir von einem autoritären Führungsstil.

Der andere Chef kommuniziert ebenso sehr wenig, ist zwar freundlich, aber damit auf Konfliktvermeidung bedacht. Er trifft nur wenige bis gar keine Entscheidungen, lässt alles geschehen ohne einzugreifen, lässt die Mitarbeiter alleine, zeigt wenig Einfühlungsvermögen und Durchsetzungskraft. Selbstreflexion ist diesem Chef (ebenso wie dem autoritären Chef) fremd – hier handelt es sich um einen Laissez-Faire-Führungsstil und letztendlich um gar keinen Führungsstil. Diese Chefs lassen die Dinge laufen, wolle Ruhe in ihrem Betrieb und oftmals auch für sich selbst.

Die Verhaltensweisen dieser beiden Cheftypen bewirken in vielen Fällen schlechte Stimmung im Betrieb oder in einer Abteilung. Unzufriedenheiten bei Mitarbeitern wachsen, führen zu Krankmeldungen der Mitarbeiter und zu steigenden Fehlzeiten. Initiativen und Einfallsreichtum werden gebremst, die Loyalität mit dem Unternehmen zerfällt. Mitarbeiter kündigen, auch wenn alles in Ordnung scheint. Mitarbeiter trennen sich dann von schlechten Chefs. Seltener trennen sie sich von schlechten Unternehmen.

Mitarbeiter brauchen verantwortliche Führung, brauchen das Gefühl, gut behandelt, gewürdigt und einbezogen zu werden. Das steht ihnen auch zu, einmal um ihre Arbeitsaufgaben angemessen erfüllen zu können, aber auch, weil dies zur Verpflichtung einer Führungskraft gehört.


Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht am Freitag 6. Januar 2017