In der Gegenwart leben

Wenn ich achtsam und “vorsichtig” mit meine Mitmenschen umgehe, kann ich dann auch achtsam mit mir selbst sein? Ich kann! Das, was Anderen gut tut, kann ich selbst auch gut gebrauchen. Ich gehe achtsam mit mir selbst um. Ich besinne mich auf den Augenblick und nehme ihn bewußt wahr. Ich höre auf meinen Körper und auf meine innere Stimme. Schon vor 300 Jahren stellte der Schriftseller Jonathan Swift fest, dass nur wenige Menschen in der Gegenwart leben. Die meisten bereiten sich vor, demnächst zu leben. Sie planen die Zukunft, überlegen, was als nächstes gemacht werden muss. Oder sie trauern dem Versäumten von gestern nach. Sie träumen vom unbeschwertem Urlaub, statt einen Spaziergang in der Frühlingssonne zu genießen. Sie sitzen bei einem guten Essen und planen für den nächsten Tag.

“Wach sein und im Augenblick leben”, sich für sich selbst Zeit nehmen – das gehört zur eigenen Achtsamkeit. Dabei können viele Kleinigkeiten helfen. Selbst die vermeintlichen Selbstverständlichkeiten können dazu dienen – wir können uns über unser schönes Zuhause oder den Garten freuen. Wir hören bewusst auf das Vogelgezwitscher. Während der Arbeit können wir einen kurzen Moment innehalten, legen den Stift oder die Computermaus zur Seite und schauen aus dem Fenster in den Himmel. Die Wolken und die Weite zu sehen, beruhigt den Geist, die Seele und die Augen. Achtsam mit sich selbst umgehen, hilft gegen Hektik und Nervosität. Denn unser Leben ist weitgehend verplant und ausgefüllt. Umso wichtiger ist es, aufmerksam und gut mit sich selbst umzugehen, innezuhalten und den Augenblick wahrzunehmen.


Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht in Westdeutsche Zeitung, WZ, Kolumne: Beziehungen am Samstag 31. Mai 2008