I-Dötzchen - Wir wollen gehen

In wenigen Monaten fängt für viele Kinder eine neue Lebensetappe an - die Schule beginnt. Für die Eltern bedeutet dies, dass sie nach der Schulauswahl und der Schulanmeldung auch überlegen müssen, wie ihre Kinder den Schulweg bewältigen werden. Für viele Eltern ist die Entscheidung schnell klar, sie wollen ihre Kinder mit dem Auto zur Schule fahren. Das Elterntaxi ist für viele Eltern selbstverständlich geworden, zumindest wenn man den Zahlen von Umfragen Glauben schenkt. Eltern glauben, der Schulweg wäre zu lang oder zu gefährlich. Sie wollen ihre Kinder länger schlafen lassen oder glauben, dass sie ihren Kindern mit dem Elterntaxi einen Gefallen tun. So ergeben sich seit einigen Jahren tägliche Staus, Verkehrsbehinderungen oder sogar Gefahrensituationen vor den Schulen. Der Platz für die vielen Autos ist nicht vorhanden. Die Eltern halten dann auf der Straße. Die Kinder müssen sich mit dem Aussteigen beeilen und außerdem auf den Verkehr achten. Zahlreiche Schulen haben deshalb bereits Projekte gestartet, die zum Beispiel das Zu-Fuß-Kommen und Zu-Fuß-Nachhause-Gehen belohnen. 

„Wir wollen gehen“ - das meinen in der Regel auch die Kinder selbst. Sie wollen ihren Schulweg selbst bewältigen. Sie sind stolz ein Schulkind zu sein. Sie wollen ihren neuen Radius und ihre neue Welt erkunden. Oftmals können die Kinder gemeinsam mit ihren Freunden den täglich Schulweg zurücklegen und machen das auch in der Regel sehr gerne. Kinder strengen sich gern an, wenn die Erwachsenen ihnen nicht sofort alles abnehmen. Sie machen gerne ihre Entwicklungsschritte und sind stolz darauf. Diese Entwicklungsmöglichkeiten werden Kindern genommen, wenn sie per se den Schulweg abgenommen bekommen. Sie lernen sogar, dass ihnen nichts zugetraut wird oder dass sie weder Anstrengungen noch Verantwortung übernehmen sollen.

Rechtzeitig vor Schulbeginn sollte der Schulweg mit den I-Dötzchen geübt werden. Gemeinsam mit den Erwachsenen wird der Schulweg abgelaufen und das richtige Verhalten im Verkehr wird besprochen und immer wieder eingeübt. Ampeln, Zebrastreifen, Ein- und Ausfahrten, das Überqueren der Straßen, alles sollten die Kinder zuverlässig bewältigen können. Beim Üben können auch die Rollen getauscht werden und die Kinder führen ihre Erwachsenen und zeigen, dass sie das Gelernte verinnerlicht haben. Auch können die Erwachsenen dann die Kinder fragen, ob sie an gewissen Stellen unsicher oder ängstlich sind. Kinder merken das in der Regel selbst und bekommen durch die Erwachsenen Hilfe und Stärkung. 

Zum Schulstart sollten die Erwachsenen die Kinder noch eine Weile zu Fuß begleiten bis sie schließlich ganz alleine gehen. Und immer sollte es am Morgen einen ruhigen Start in den Tag geben. Ausreichend Zeit für das Aufstehen, Anziehen und Frühstücken sollte eingeplant werden, damit auch der dann folgende Schulweg in Ruhe stattfinden kann.


Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht am Donnerstag 2. Februar 2023